Blinking Light Win


von Yamato
04.01.2017

Seit dem Start unserer Website im Jahre 2001 drängte sich ein leidiges Thema immer wieder in den Mittelpunkt: Der beim NES berüchtigte graue Bildschirm, begleitet von einer blinkenden Power-LED. Ursache dieses Problems ist der im NES verbaute Pin-Connector: NES-Module werden anders als z.B. beim Super Nintendo nicht einfach nur in die Konsole eingesteckt, sondern müssen zusätzlich mittels eines Federmechanismus heruntergedrückt werden, damit ein elektrischer Kontakt hergestellt werden kann. Leider leiert diese Konstruktion mit den Jahren aus, sodass besonders leicht verschmutzte Module irgendwann nicht mehr zuverlässig abgespielt werden können. Lösungsansätze wurden in den letzten 15 Jahren immer wieder auf unserer Website besprochen, sodass unser Artikel über die Reinigung von NES-Modulen kontinuierlich weitergeschrieben wurde.

Ob ihr nun kräftig über die Modulkontakte pustet (wie im Artikel nachzulesen nicht empfehlenswert), die Modulkontakte stattdessen mit Wattestäbchen und Kontaktreiniger säubert, den Pin-Connector mit einer Zahnbürste gründlich abschrubbt oder gar die einzelnen Pins mit einer Haarnadel wieder zurechtbiegt – all das sind letztendlich nur vorübergehende Lösungen, welche euch zwar eine Zeit lang wieder mit dem NES spielen lassen, die eigentliche Problemursache aber nicht beseitigen. Auch den Pin-Connector gegen einen der zahlreichen auf Ebay angebotenen Nachbauten auszutauschen, ist nicht allzu empfehlenswert, weil die Nachbauten von schlechterer Qualität sind und längst nicht so lange halten wie das Originalbauteil von Nintendo.

Ein neuartiger Lösungsansatz soll hier endlich für Abhilfe sorgen: Das sogenannte „Blinking Light Win“ (kurz: BLW). Dabei handelt es sich um einen vollkommen neu erdachten NES-Modul-Slot inkl. Pin-Connector, welcher das fehleranfällige Originalbauteil vollständig ersetzt und durch einen verbesserten Lademechanismus mehr Langlebigkeit verspricht. Die NES-Module werden beim BLW nicht mehr nach dem Einschieben heruntergedrückt. Stattdessen werden sie einfach nur horizontal in das NES hineingesteckt. Das Ganze funktioniert letztendlich genauso wie z.B. bei einem Super Nintendo, nur dass die Module eben nicht von oben, sondern von vorne hineingeschoben werden.

Als praktischen Zusatz verfügt der BLW Pin-Connector gleich noch über einen integrierten „Lock-Out-Chip“, welcher euer NES automatisch regionfree macht. Import-Module können somit auch ohne Umbau abgespielt werden. Wurde ein NES bereits nach unserer Anleitung umgebaut, funktioniert das BLW natürlich trotzdem ordnungsgemäß. Ebenso spielt es keine Rolle, ob ihr es in ein NTSC- oder PAL-NES einbaut. Auch mit einem RGB-modifizierten NES konnten wir das Bauteil einwandfrei verwenden.

Der Einbau des BLW gestaltet sich relativ einfach. Ihr benötigt nur einen normalen Kreuz-Schraubenzieher. Nach dem Öffnen des NES-Gehäuse löst ihr die Schrauben des Schutzblechs sowie des originalen Modul-Slots, nehmt diesen ab, zieht den alten Pin-Connector von der Platine ab und setzt die neuen BLW-Bauteile in gleicher Weise wieder ein. Wer möchte, kann anschließend noch einen dem BWL beigefügten Aufkleber auf der Fläche vor dem Modul-Slot anbringen: „Keep calm and don’t press down“. Ein Hinweis darauf, dass ein Herunterdrücken der Module nicht länger nötig ist.

Vom Ergebnis waren wir absolut begeistert. Selbst Spielmodule, welche zuvor – trotz vorheriger Reinigung – nur relativ unzuverlässig auf verschiedenen NES-Konsolen gestartet werden konnten, funktionierten mit dem BLW einwandfrei. Wer dazu bereit ist, seine Konsole zu modifizieren und auf das klassische Herunterdrücken von Modulen zu verzichten, findet mit dem BLW also eine erstklassige Lösung, um das NES funktionsfähig zu halten. Eigentlich schon kaum zu glauben, dass es so viele Jahre gedauert hat, bis man das Thema mal auf diese Weise angegangen ist.

Ein Nachteil des BLW ist aber, dass sich die Module nach dem Einstecken nicht mehr so leicht aus dem Modulschacht wieder herausziehen lassen. Die Module sitzen im BLW relativ fest, was auch nötig ist, um eine korrekte Verbindung zu gewährleisten. Bedingt durch den schmalen Modulschacht des NES lassen sich die Module aber nur an der oberen Kante greifen, sodass beim Herausziehen immer etwas Kraft und Fingerspitzengefühl gefragt ist. Mit diesem Kompromiss lässt sich in Anbetracht des großen Nutzens allerdings gut leben.

2014 wurde die Idee für das Blinking Light Win erstmals vom Hersteller Arcade Works der Öffentlichkeit präsentiert und mittels Kickstarter erfolgreich finanziert. Dabei wurden etwas über 44 Tausend USD eingespielt. Die erste Version des BLW verfügte noch über einen viel zu „engen“ Pin-Connector, sodass sich NES-Module kaum wieder herausnehmen ließen. Bei der von uns getesteten Revision 2, für welche auch ein kostenloses Austauschprogramm durchgeführt wurde, hat sich dieses Verhalten deutlich verbessert, sodass man nun ruhigen Gewissens zuschlagen kann. Auch als mögliches Ersatzteil für die Zukunft eignet sich das BLW deshalb mittlerweile.

Das Blinking Light Win ist zum Preis von 29,99 USD auf der Website von Arcade Works erhältlich.