Probotector


von Sokrates
30.12.2001

Was wäre aus der Welt der Videospiel-Konsolen geworden, wenn es da nicht auch die rasanten, hektischen, adrenalinfördernden, knallharten und manchmal vielleicht auch etwas stumpfsinnigen Ballerspiele gegeben hätte? Wer weiß das schon? Obwohl die Storys, die hinter diesem scheinbar sinnlosen Geballere stecken, meist nicht gerade den Intellekt eines Spielers allzu sehr fordern, sind diese Art von Spielen praktisch nicht mehr aus der Konsolen-Welt wegzudenken. Ich wage hier sogar zu behaupten, dass die Shooter ein großes Stück des Erfolgskuchens der Spielkonsolen – nicht nur bei Nintendo – für sich abschneiden können. Es erscheint mir auf jeden Fall Grund genug, eines der besten Spiele dieses Genres mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Konami's Entwickler haben die wilde Schiesserei in eine nette Story verpackt, die in der nahen Zukunft spielt und sich folgendermaßen präsentiert: Ein Asteroid, der eine fiese, außerirdische Kriegerspezies namens "Red Falcon" mit sich führt, stürzt auf eine kleine Insel außerhalb von Südamerika. Der Absturz des Asteroiden bleibt während einigen Jahren unbemerkt, bis die irdischen Regierungen schließlich zur Kenntnis nehmen, dass "Red Falcon" auf dieser Insel erwacht ist und ihre Brut von Aliens und Cyborgs zu einer gewaltigen Armee aufstellt, um die gesamte Erdbevölkerung zu vernichten und die Erde in ihren Besitz zu nehmen. Die Menschheit hat natürlich nicht vor, diesem Treiben tatenlos zuzusehen. Die U.S. Army schickt technisch hochentwickelte Kampfdroiden – genannt "Probotector" (Robot Protector) – aus, um die bösen Aliens gleich an Ort und Stelle zu vernichten. Das ist der Punkt, an dem der Spieler in das Geschehen eingreift und in die Rolle eines dieser schwer bewaffneten Probotectors schlüpft.

Auf dem Titelbildschirm könnt ihr zunächst auswählen, ob ihr alleine oder zu zweit gegen die Alienhorden antreten möchtet. Nach einem "Continue"-Punkt werdet ihr vergeblich suchen, da die Programmierer weder eine Passwort-, noch eine Speicherfunktion spendiert haben. Ihr beginnt euer Abenteuer im Dschungel und kämpft euch mit einer aufrüstbaren Schusswaffe durch insgesamt 8 Stages. Zu Beginn müsst ihr euch noch mit einer simplen, nicht sehr effektiven Kanone rumschlagen, die ihr aber mit netten Extras, in Form von roten Buchstaben, aufpolieren könnt. Diese Extras findet ihr zum einen in kleinen grauen Quadraten, die ihr ganz einfach abschießen könnt oder ihr zerstört die merkwürdigen Ballone (sehen aus wie kleine Zeppeline), die von Zeit zu Zeit vorbei fliegen. Mittels dieser Extras könnt ihr eine effektivere Waffe bekommen, wie beispielsweise einen Laser oder einen Streuschuss, mit dem ihr sehr viele Gegner auf einmal vom Bildschirm wegfegen könnt. Ihr findet auch den Buchstaben "M", mit dem ihr wesentlich schneller feuern könnt oder sogar ein äußerst begehrtes Unverwundbarkeits-Extra, das allerdings ziemlich selten ist. Der Probotector ist in der Lage, in jede beliebige Richtung zu feuern (auch nach unten), was neben dem Spaßfaktor auch ausgesprochen nützlich ist (das werdet ihr sehr rasch feststellen). Die Levels sind geradezu verseucht mit Aliens, Cyborgs und Kanonen, die euch während des gesamten Spiels nicht die geringste Verschnaufpause gönnen, geschweige denn einen einzigen Fehler erlauben. Unentwegt dringen die Außerirdischen von allen(!) Seiten auf euch ein und versuchen, euch mit allem zu bepflastern was ihre Feuerwaffen hergeben. Besonderes Augenmerk verdienen meiner Ansicht nach Stages 2 und 4, wo ihr euch Schiessereien nach Pseudo-3D liefert. Ihr könnt euch das wie in einem Schiessstand vorstellen, wo ihr sowohl auf bewegliche, als auch auf unbewegliche Ziele feuert. Eine phantastische Idee, die Abwechslung ins Spiel bringt.

Die Endbosse zu den jeweiligen Levels präsentieren sich ganz nach Konami's Gepflogenheiten sehr imposant. Ihr werdet hochtechnische Einrichtungen sowie außerirdische, ekelhafte Organe finden, die euch den Garaus machen wollen. Immer wieder wird euer Einfallsreichtum gefragt sein, um den "Hüter" eines Levels zu besiegen. Wenn ihr aber allerdings mal hinter die richtige Taktik gekommen seid, dann sind die Ungeheuer in relativ kurzer Zeit besiegt.

Die Grafik ist geradezu herausragend und zeigt praktisch kleine Blößen. Sowohl der Probotector, als auch die Gegner sind hervorragend gezeichnet und animiert und der Hintergrund bietet eine jeweils passende, stimmungsvolle Atmosphäre. Lediglich am Schluss flackern die Figuren etwas, wenn sie in zu großer Zahl auf dem Bildschirm auftreten. Gegen diese große Zahl könnt ihr allerdings auch rasch was unternehmen! ;-) Den Alien-Fans unter euch wird auffallen, dass die Wesen im letzten Level stark der Kreation von H.R. Giger gleichen, die aber sehr gut in die schauderhafte Gegend hineinpassen.

Auch der Sound weiß jederzeit zu gefallen. Rockige Klänge dröhnen aus den Lautsprechern und unterstützen die hektische Betriebsamkeit auf dem Bildschirm voll und ganz. Durch den ständigen Druck und den nervenaufreibenden Stress werdet ihr die Musik aber mit der Zeit wahrscheinlich gar nicht mehr so richtig aufnehmen. Die Soundeffekte werden euch jedoch richtig schön vom Hocker hauen. Das dumpfe Hämmern eurer Kanone oder das Geräusch eures Lasers, der die Luft zerschneidet, begleitet von den Explosion der vernichteten Feinde werden euch in den Schlaf verfolgen. Eine absolute Wucht!

Den Aliens zusammen mit einem Freund einzuheizen, bildet - wie bei vielen anderen Spielen auch - den Höhepunkt! Nichts macht größeren Spaß, als gemeinsam mit einer gewissen Taktik gegen die Fieslinge vorzugehen. Die Wahrscheinlichkeit, an das Ende des Spiels zu gelangen erhöht sich enorm, wenn man sich gegenseitig Schutz und Deckung bieten kann.

Eigentlich könnte man an dieser Stelle sagen, das Game sei perfekt, wenn es da nicht noch diese eine kleine Schwäche gäbe, die ich jetzt unbedingt noch erwähnen möchte: Es ist schlicht und einfach verdammt schwer! Obwohl die einzelnen Stages nicht besonders lang sind und für den geübten Spieler an und für sich auch nicht allzu anspruchsvoll, werdet ihr trotzdem viel Zeit und Nerven benötigen, um das Ende des Spiels zu erblicken. Ihr besitzt drei Leben und habt Anspruch auf drei Continues, wenn alle Leben verwirkt sind. Dies passiert allerdings sehr rasch, denn eine einzige Berührung eines Gegners oder eines feindlichen Geschosses befördert euch in die ewigen Jagdgründe. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob ihr auf den harmlosesten kleinen Cyborg trefft oder auf den obercoolen, riesigen Endboss - Bei einem Treffer seid ihr weg vom Fenster! Obwohl sich die Geschosse relativ langsam bewegen, kann man in der Hektik schnell mal eine kleine Kugel übersehen, die rasch zum Verhängnis werden kann. Ein Energiebalken, der bei Verletzungen abnimmt, wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee gewesen. Wenn ihr alle drei Leben verloren habt und ein Continue benutzt, werdet ihr außerdem wieder an den Anfang des aktuellen Levels befördert.

Trotz des hohen Schwierigkeitsgrads werdet ihr an Probotector eine Menge Spaß haben! Auch wenn ihr nur mal kurz Zeit habt, werdet ihr das Modul gerne einschieben, um ein paar Aliens kräftig die Hölle heiß zu machen. Atemberaubende Action, adrenalingeladenes Gameplay, hervorragende Grafik und coole Soundeffekte machen diesen Titel zu einem absoluten Muss für jede NES-Sammlung!


Wertung


9/10

Kommentare



Sokrates
Eigentlich kannte ich Probotector zuerst auf dem Super Nintendo. Obwohl ich kein spezieller Shooterfan war/bin, entzückte mich der Titel von Anfang an. Die beiden Probotector-Spiele auf dem NES stehen ihrem Bruder auf dem Super Nintendo aber in nichts nach. Wenn ich das Game einschiebe heißt es, meine ganze Umwelt zu vergessen, volle Konzentration und dann.... "Jaaaaaaaaa!!! Komm her, du schleimige Ausgeburt!!! Machst du mich an??? Nimm das!!! Rattattattattattattattattattattatta!!!!! BOOOOOOOMMM!!!!!! HAHAHAHAHAHAHA!!!!!" - Nun ja, ich glaube ihr versteht was ich meine!? =D



Yamato
Probotector gehört eindeutig zu den besten Actionfetzern für das Nintendo Entertainment System. Besonders der 2-Spieler Modus macht dieses Modul zu einem echten Spielspaßkracher. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar recht happig, bleibt jedoch stets fair und motivierend. Dazu kommen noch hervorragende Grafiken und ein packender Soundtrack mit vielen Ohrwurmpassagen. Es steht absolut außer Frage, dass sich jeder Actionfan dieses Modul besorgen muss!



Seppatoni
Obwohl ich eigentlich kein Fan von Ballerspielen bin, muss ich doch zugeben, dass Probotector außerordentlich Spaß macht. Vor allem zu zweit gewinnt die Ballerorgie enorm an Unterhaltung. Diverse Extras und besonders die Pseudo-3D-Levels peppen das Game noch zusätzlich auf. Probotector ist ein echter Spitzentitel, der in keiner NES-Sammlung fehlen darf. Allerdings bleibt "Journey to Silius" für mich weiterhin das beste Ballerspiel auf dem NES, da kommt auch kein Probotector ran :)



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