Solstice


von Seppatoni
25.09.2008

Der Vollmond leuchtet hell über dem Schloss Kastlerock. Es ist der Abend der Wintersonnenwende als im Innern des Gebäudes Morbius, ein teuflischer Zauberer, das Ritual zur Rückkehr der Mächte der Dunkelheit einleitet, um die Herrschaft über die Welt zu übernehmen. Als Opfer für sein Ritual soll die entführte Prinzessin Eleanor aus dem feindlichen Land Arcadia dienen. Es scheint alles perfekt, nicht mal der Zauberstab von Demnos kann ihn mehr aufhalten. Seit langer Zeit ist er verschwunden, die Schergen von Morbius haben das ganze Land abgesucht, ohne Erfolg. Doch Shadax, ein alter Zauberer, kennt den Ort des Zauberstabs von Demnos. Beim Übersetzen von alten Runen-Schriftstücken stieß er auf eine Legende, die besagte, dass der Zauberstab in sechs Stücke zerbrochen wurde und an einem Ort versteckt wurde, auf den selbst Morbius niemals kommen würde - in seinem eigenen Schloss Kastlerock. Doch die Stabteile sind mit einem Zauber belegt und unsichtbar. Nur alle hundert Jahre zur Wintersonnenwende, wenn der Vollmond den Himmel empor steigt, sind die Stabteile für diese eine Nacht lang sichtbar. Shadax schleicht sich über einen in den alten Schriften entdeckten Geheimweg in das Schloss Kastlerock, um die sechs Teile zu finden und die Prinzessin noch vor der Sonnenwende und dem Vollzug des Rituals zu retten.

Hier übernehmt ihr nun die Kontrolle über Shadax. Aus isometrischer Perspektive steuert ihr den Hexenmeister durch das gigantische Schloss von Morbius, begegnet furchteinflössenden Monstern und meistert so manches Rätsel, die in den über 250 Räumen des Gebäudes warten. Diese gilt es vor allem unter zu Hilfenahme von herumliegenden Blöcken zu lösen, welche von Shadax aufgenommen werden können. Die Würfel können auf verschiedenste Art und Weise eingesetzt werden. Auch auf die Unterstützung feindlicher Wesen ist man zum Teil angewiesen. Zu viel sei an dieser Stelle nicht verraten, aber an Abwechslung wurde bei den Knacknüssen nicht gespart. Das Schloss selber ist in verschiedene Gebiete unterteilt. Neben dem Schlossinneren erforscht ihr auch den labyrinthartigen Untergrund, den düsteren Schlossgarten oder mehrere Stockwerke hohe Türme. Verschiedene Gegner wie Trolle, umherwandernde Skelette oder Blobs machen euch dabei das Leben schwer.

Via Select-Knopf könnt ihr jederzeit in den Menübildschirm einblicken. Eine Karte zeigt euch hier den Überblick über die erforschten Gebiete, ebenso könnt ihr euch über euren Spielfortschritt informieren. Weiterhin seht ihr auch all eure erbeuteten Items, welche euch während eures Abenteuers unterstützen. Von Beginn an seid ihr mit vier verschiedenen Tränken ausgerüstet, die alle unterschiedliche Eigenschaften haben. So lässt der Gelbe sämtliche Monster und beweglichen Plattformen augenblicklich erstarren, der Grüne hingegen lässt unsichtbare Plattformen erscheinen. Der Gebrauch der Zaubertränke ist natürlich nicht unbegrenzt, der Bestand kann jedoch durch das Auffinden von Flaschen wieder erhöht werden. Ebenso gilt es Schlüssel zu finden, die euch neue Wege eröffnen. Sei dies durch das Öffnen einer neuen Tür oder das Erscheinen lassen von Blöcken, welche euch ebenso das Weiterkommen in ein neues Gebiet ermöglichen. Das Finden und Sammeln eines violetten Hutes verschafft Shadax ein zusätzliches Extraleben, in manchen Räumen wartet gar ein Credit, also ein Continue, auf euch.

Diese Extraleben und Continues werdet ihr auch ganz sicher gebrauchen, denn Shadax Abenteuer gestaltet sich als nicht gerade einfach. Die spezielle isometrische Perspektive trägt ihren Teil dazu bei und macht die vielen Rätsel überhaupt erst möglich. Nicht selten werden mehrere Versuche benötigt, bis man weiß, was in dem betreffenden Raum genau zu tun ist, um erfolgreich in den nächsten zu gelangen. Auch euer Forschungsdrang wird dabei unterstützt, denn trotz Karte ist nicht immer klar, wo euch eure Rettungsaktion als nächstes hinführt. Dafür gibt es auch keinen fest vorgeschriebenen Weg, der absolviert werden muss, um das Abenteuer abzuschließen. Doch nicht nur eure grauen Zellen werden in Solstice gefordert, auch Joypad-Akrobatik ist an zahlreichen Stellen vonnöten, um verschiedene Hindernisse und waghalsige Sprünge heil zu überstehen.

Grafisch vermag der Titel durch seine detaillierte und farbenfrohe Darstellung zu überzeugen. Die isometrische Perspektive sorgt für Übersicht und ist auch aus technischer Sicht absolut sauber. Leider lässt sie einen aber bei bestimmten Objekten nur schwer abschätzen, wo und vor allem auf welcher Höhe sich dieses genau befindet. Tim Follin zeichnet sich für die musikalische Untermalung aus und hat ganze Arbeit geleistet. Auch wenn ihr während des Spiels im Grunde genommen nur einen Track zu hören bekommt, so schafft es dieser dennoch perfekt, sich ins Geschehen einzufügen und eine erstklassige Atmosphäre zu schaffen. Aber auch die Titel- und Abspannmusik sind absolut gelungen.

Aus spielerischer Sicht vermag der Titel ebenso zu überzeugen. Zwar wird der eine oder andere aufgrund des speziellen Blickwinkels etwas Eingewöhnungszeit bei der Steuerung benötigen, ansonsten gibt es aber auch hier nichts auszusetzen. Ebenso sieht es in Sachen Umfang aus. Es dauert schon etliche Stunden, bis man sich durch das Spiel gekämpft hat. Wer die vollen 100% will, der muss sogar noch einige mehr investieren. Hier wäre eine Speicher- oder Passwort-Funktion wünschenswert und auch sehr sinnvoll gewesen. Schade!

Wer sich auf die düstere Reise ins Schloss Kastlerock einlässt, wird mit einem hervorragenden Adventure belohnt, das durch seinen klassen Mix aus zahllosen Rätseln, mutigem Erforschen und einer Portion Joypad-Können überzeugt und aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades vor allem an Profis gerichtet ist. Wer sich als solchen bezeichnet und einen fordernden Titel sucht und auch nicht davor zurückschreckt, seine grauen Zellen zu nutzen, dem sei das Spiel wärmstens empfohlen.


Wertung


8/10

Kommentare



Seppatoni
Lange Zeit kannte ich Solstice nur aus Magazinen und dem NES Spieleberater, wobei das Spiel vor allem dank der speziellen Perspektive mein Interesse weckte. Erst Jahre später widmete ich mich dem Spiel, verbrachte Stunden in den Dungeons von Kaslterock, drohte an verschiedenen Puzzles zu verzweifeln und schaffte es Schluss endlich doch noch, Prinzessin Eleanor zu retten. Der geniale Mix aus verschiedenen Elementen überzeugt voll und ganz, aber wenn doch bloß eine Speichermöglichkeit vorhanden wäre! So werde ich die 100% wohl nie erreichen können :-(